FCH bestraft zu sorglose Auer

Das ungeschriebene Gesetz des Fußballs besagt: Wer seine Chancen nicht nutzt, wird dafür bestraft. Aue zeigte teilweise traumwandlerische Kombinationen und ging durch Müller früh verdient in Führung. In der Folge vergaben die “Veilchen” aber reihenweise Möglichkeiten zur Entscheidung und bauten die Gäste so wieder auf. Heidenheim profitierte in der Schlussphase vom Kräfteverschleiß bei den Hausherren und kam durch Titsch-Rivero zum mehr als schmeichelhaften 1:1. Aues Trainer Tomislav Stipic drehte im Vergleich zur 0:3-Pleite beim 1. FC Kaiserslautern zweimal an der Personalschraube: Paulus und Miatke nahmen auf der Bank Platz, Luksik und Löning rückten in die erste Elf. Auf der anderen Seite wechselte Frank Schmidt gegenüber der 0:1-Niederlage gegen den VfR Aalen dreimal durch: Den rotgesperrten Kraus ersetzte Göhlert im Abwehrzentrum, außerdem begannen Reinhardt und Mayer für Titsch-Rivero und Grimaldi (beide Bank).

Zwölf Punkte nach 16 Spielen – nie standen die Auer in ihrer Zweitligahistorie schlechter da. Hoffnung machte vor dem Heimspiel gegen den starken Aufsteiger einzig der Umstand, dass neun der zwölf Punkte zuhause geholt wurden. Gegner Heidenheim hatte dagegen überhaupt erst einmal auswärts gewonnen.

Auch beim Schlusslicht fanden die Schmidt-Schützlinge ihren Rhythmus zunächst überhaupt nicht. Aue war klar spielbestimmend und legte den Akzent auf flaches Kombinationsspiel. Konsequenter in den Zweikämpfen und geduldig im Aufbauspiel erspielte sich der FCE optische Feldvorteile. Immer wieder stellte Müller seine Gegenspieler vor Probleme: Sein Zuspiel konnte Kortzorg aus kurzer Distanz noch nicht verwerten, also nahm es der rechte Mittelfeldspieler selber in die Hand: Am rechten Strafraumeck zog er in die Mitte und versenkte den Ball mit links im unteren rechten Eck (14.). Die Sachsen blieben nach der Führung ihrer Linie treu und spielten genauso munter weiter: Wieder von rechts fand Klingbeils Flanke Löning, der aus spitzem Winkel aber knapp verzog (17.). Wie entfesselt traten die “Veilchen” auf, verpassten es aber, nachzulegen. Zuerst klärte Strauß nach Kortzorgs Linksschuss mit der Brust für den schon geschlagenen Körber (22.), danach kombinierte Aue wie ein Spitzenteam: Novikovas schickte Luksik auf links, dessen Flanke im Zentrum Schönfeld fand. Direkt legte dieser auf Kortzorg ab und der Niederländer schlenzte die Kugel aus 16 Metern hauchzart rechts vorbei (30.).

Heidenheims im Saisonverlauf bisher so starke Offensive (27 Treffer) kam überhaupt nicht zur Entfaltung, der einzige Abschluss resultierte aus Schnatterers ungefährlichem Versuch von der Mittellinie (35.). Mit dem Pausenpfiff hätten sich die Hausherren endgültig für den hohen Aufwand belohnen müssen: Schönfeld legte mit dem Absatz gekonnt auf Löning ab, der sich die Ecke aus 16 Metern aussuchen konnte – und etwas überhastet verzog (45.). Pause. Der zweite Durchgang knüpfte nahtlos an das Geschehen vor dem Seitenwechsel an: Aue begann wieder wacher und gab in Person von Müller einen ersten Warnschuss ab (48.). Die ersten zehn Minuten gehörten Erzgebirge, ehe der FCH doch allmählich in die Partie fand. Die Gäste nahmen die Zweikämpfe besser an und zeigten sich nach dem doppelten Personalwechsel (Grimaldi und Titsch-Rivero für Mayer und Leipertz) auch im Angriff: Der neue Titsch-Rivero wurde nach Schnatterers Querpass in höchster Not von Müller am Einschuss gehindert (59.).

Nach und nach zeigte Aue erste Verschleißerscheinungen, zudem präsentierte sich der Gast verbessert. Umso überraschender bot sich Kortzorg die Großchance zur Entscheidung: Frei vor Körber entschied sich der Angreifer zur Direktabnahme und fand im glänzend reagierenden Körber seinen Meister (66.).

Die intensive Spielweise forderte fortan Tribut, und Aue nahm zeitweise bewusst Tempo aus dem Spiel, um Energie zu sparen. Die Gäste witterten nun Morgenluft und setzten zu einer Schlussoffensive an, die prompt belohnt wurde: Vitzthum servierte stark für Titsch-Rivero, der freistehend zum mehr als schmeichelhaften Ausgleich einnickte (83.).

Bis zum Schlusspfiff neutralisierten sich beide Teams, Aue konnte nicht mehr nachlegen und Heidenheim war mit dem Punkt mehr als zufrieden. Selten war die Kluft zwischen Aufwand und Ertrag so groß wie heute, einzig der spielerische Auftritt dürfte Stipic Hoffnung geben.

Am Mittwoch (17.30 Uhr) empfängt Erzgebirge Aue den Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg. Tags zuvor um die selbe Uhrzeit gastiert Aufsteiger Heidenheim beim FSV Frankfurt. (Quelle: kicker.de)

Erzgebirgsstadion

Aue noch ohne Tor gegen Heidenheim

Erzgebirge Aue und der 1. FC Heidenheim treffen erstmals in der 2. Bundesliga aufeinander.

  • In der Saison 2009/10 trafen beide Mannschaften in der 3. Liga aufeinander, Aue blieb dabei torlos (0:1 zu Hause, 0:0 auswärts).