Wegner macht Aues Märchen wahr
Erzgebirge Aue sorgte für eine echte Überraschung und kegelte die Frankfurter Eintracht aus dem DFB-Pokal. Die Sachsen überzeugten beim 1:0 gegen die Hessen durch Kampf, Herz und Leidenschaft – und hatten zudem offensiv die besseren Mittel. Der Lohn: Erstmals in der Geschichte erreichten die Veilchen, die nach zuvor fünf sieglosen Pflichtspielen in Serie erstmals wieder gewannen, das Achtelfinale im DFB-Pokal. Aues Trainer Pavel Dotchev brachte nach dem 0:4 bei Werder Bremen II drei Neue: Hertner, Handle und Tiffert spielten für Riedel, Samson und Adler.
Auf der anderen Seite hatten die Hessen beim 2:1 in Hannover ihre Negativserie von sieglosen Spielen beendet. Medojevic hatte sich dabei nach seiner Einwechslung ein Sonderlob von Trainer Armin Veh verdient (“Medo war direkt im Spiel und sehr präsent”) und durfte nun direkt beginnen. Zum Leidwesen von Oczipka, der es sich auf der Bank gemütlich machen musste.
In der Startelf der Frankfurter fanden sich damit mit Meier und Aigner nur zwei Profis wieder, die am 19. August 2012 dabei waren, als Aue die Eintracht in der 1. Pokalrunde auch dank eines gut aufgelegten Männel aus dem Wettbewerb geworfen hatte (3:0). Im Sparkassen-Erzgebirgsstadion zu Aue sahen die zahlreich gekommenen Zuschauer ein völlig ausgeglichenes Duell zweier Mannschaften, die sich auf Augenhöhe begegneten. Vom so viel zitierten Klassenunterschied war nichts zu sehen. Das lag vor allem an Aue, das äußerst engagiert ans Werk ging und vor allem defensiv punktete. Zwei engmaschige Viererketten arbeiteten exzellent gegen den Ball und zwangen die Frankfurter so zu zahlreichen Querpässen. Die SGE-Angreifer – vor allem Seferovic – hingen über weite Strecken der Partie völlig in der Luft.
Meier erwies sich als einen Tick agiler, auch weil er sich immer wieder fallen ließ und daher öfter mal an den Ball kam. In der 14. Minute lief sich der amtierende Bundesliga-Torschützenkönig dann geschickt frei und kam bei Hasebes Flanke zum Kofball, bugsierte das Leder dann aber knapp drüber. Das war die erste nennenswerte Möglichkeit des Favoriten. Der Drittligist hatte da schon zwei Gelegenheiten liegen gelassen (Skarlatidis, 10.; Handle, 13.). Optisch hatte der Bundesligist ganz klare Vorteile, das belegte allein schon der Ballbesitz von 64 Prozent in Durchgang eins. Den Hessen fehlte es aber an zündenden Ideen, sodass lediglich ein paar seltene Fernschüsse (Medojevic, 25.; Seferovic, 28.) halbwegs für Gefahr sorgten.
Besser machten es da schon die Veilchen, die nach Ballgewinn blitzartig nach vorne spielten und in der Nähe des Strafraums aus allen Rohren schossen: Weil aber Skarlatidis (31.), Wegner (38.) und Handle (44.) kein Abschlussglück hatten, blieb es beim 0:0-Pausenstand. Veh war nicht zufrieden mit der Darbietung seiner Elf und hatte offenbar die linke Seite als Problemzone ausgemacht. Diese wurde daher auch komplett ausgewechselt: Djakpa und Reinartz mussten Djakpa und Waldschmidt weichen, Stendera rückte auf seine gewohnte Position ins Mittelfeld. Das brachte zwar eine leichte Belebung im Spiel der Hessen, mehr aber auch nicht. Die Eintracht blieb zwar bemüht, kam aber nicht über einige Halbchancen (Waldschmidt 49., 60., 64.) hinaus.
Aue wusste um seine Stärken und warf vor allem Kampf, Leidenschaft und hohe Bälle in die Waagschale. Folglich blieb es ein kampfbetontes Spiel, das nur über ein überschaubares Niveau verfügte. Meier hätte die Dinge dann aber aus Sicht des Favoriten ins rechte Lot bringen können, er agierte aber zu eigennützig und scheiterte nach 72 Minuten an Männel. Die Strafe folgte auf den Fuß, denn Aue schlug quasi im Gegenzug zu: Skarlatidis leitete den Ball geschickt weiter in den Lauf des startenden Wegner, der sich gegen Zambrano durchsetzte und aus aus elf Metern trocken ins lange Eck vollendete (74.). Die Sensation schien greifbar – und Frankfurt zeigte Auflösungserscheinungen. Die Hessen lamentierten, ließen die Schultern hängen und fanden weiterhin kein Mittel gegen die beherzt aufspielenden Sachsen, die auch die Schlussoffensive der Eintracht unbeschadet überstanden und erstmals in der Geschichte das Achtelfinale erreichten.
Beide Mannschaften erwartet nun wieder der schnöde Liga-Alltag: Aue empfängt am kommenden Freitag (19 Uhr) den SV Wehen Wiesbaden, Frankfurt muss am selben Tag (20.30 Uhr) zu Hause gegen den FC Bayern ran. (Quelle: kicker.de)