Der FC Erzgebirge Aue hat nach dem 0:0 zum Auftakt gegen Osnabrück am Sonntag mit 0:2 bei der SG Sonnenhof Großaspach verloren. Hinnehmen wollen die Veilchen die Niederlage aber nicht: Mittlerweile ist bestätigt, dass der Zweitliga-Absteiger beim DFB Protest gegen die Spielwertung eingelegt hat. Grund ist ein Fehlverhalten des jungen Schiedsrichters, zu dem es offiziell noch gar keine Regel gibt.

Es läuft die 17. Spielminute: Schiedsrichter Justus Zorn entscheidet in seinem ersten Drittliga-Spiel auf Freistoß für die SG Sonnenhof Großaspach, zückt das Freistoßspray und gibt wenig später via Pfiff das Spiel wieder frei. Zwei Minuten später folgt die Szene, die den Auer Verantwortlichen noch heute sauer aufstößt: Mike Könnecke foult Timo Röttger vor dem Strafraum. Wieder gibt es Freistoß – und wieder zückt Zorn die Spraydose. In dieser Zeit entspannt sich Torhüter Martin Männel, um die Mauer zu stellen. Schütze Michele Rizzi aber wartet nicht ab, sondern schießt direkt und erzielt damit gegen verdutzte Sachsen das zählende 1:0.

“Zwei Minuten vorher hatten wir eine ähnliche Situation. Da greift der Schiedsrichter zum Freistoßspray, stellt die Mauer und gibt den Freistoß frei. Beim 0:1 macht er das alles nicht”, schäumte Kapitän Männel hernach fast schon vor Wut und ergänzte mit Unterton: “Das war ein Fehler, das ist menschlich. Aber vielleicht sollte sich der Verband auch mal überlegen, dass es unglücklich ist, einen Schiedsrichter aus dem Bundesland des Gegners anzusetzen.” Tatsächlich stammt Referee Zorn aus der Freiburger Schiedsrichtergruppe und pfeift offiziell für den SV Opfingen (Breisgau, Baden-Württemberg).

Ex-Referee Heynemann: “Der Freistoß hätte wiederholt werden müssen”

Kein Wunder, dass der Drittligist juristische Schritte vollzogen hat. Unterstützung erhält der Verein sogar vom ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Bernd Heynemann, der gegenüber “MOPO24” sagte: “In dem Moment, als der Schiri das Freistoßspray zückt, signalisiert er den Mannschaften, das Spiel ist unterbrochen und er wird es wieder frei geben. Das hat er in dem Fall nicht getan. So war es irritierend für die verteidigende Mannschaft. Der Freistoß hätte in meinen Augen wiederholt werden müssen.”

Tatsächlich ist die Sachlage aber so: Offiziell findet sich im Regelwerk diesbezüglich kein Absatz mit der genauen Definition, ob bei der Auslösung des Sprays aus der Hüfthalterung das Spiel automatisch unterbrochen ist. Der Ex-FIFA-Referee ermunterte die Auer jedenfalls zum Protest. “Es war mit dem 1:0 eine spielentscheidende Szene. Es war nicht das 6:0. Daher sollen die Auer das ruhig wagen. Danach haben sie Klarheit, wie solche Fälle in Zukunft behandelt werden.” Laut Heynemann ist das Spray regeltechnisch ein luftleerer Raum. Es kann, muss aber nicht angewendet werden, auch nicht in Tornähe. Wenn aber, dann gilt für ihn die Partie für unterbrochen.

Nach dem 0:2 in Großaspach meldete sich auch FCE-Coach Pavel Dotchev zu Wort: “In der Bundesliga gibt es Spray, da wird angepfiffen. Hier ist das mal so, mal so. Es kann jeder machen, was er will. Es ist besser, ich kommentiere das nicht weiter.” (Quelle: kicker.de)