„Philipp ist im Moment einer unserer wichtigsten Leute, er hat sich schnell zum Führungsspieler entwickelt. Man merkt, er ist auch glücklich bei uns”, lobt Pavel Dotchev den Neuzugang von Zweitligist 1. FC Heidenheim. Nicht zuletzt die Einstellung des 25-Jährigen schätzt der Chefcoach. Sicher, der Mittelfeldmann rede wenig, „aber was er sagt, hat Hand und Fuß. Philipp ist ein geradliniger Mensch. Offen und wo nötig kritisch, bringt er Sachen direkt auf den Punkt.”

„Ich brauch’ meine Luft auf dem Feld zum Laufen, nicht zum Reden”, meint „Schorsch” selber und lacht. Geboren am 12. November 1989 im nordischen Neubrandenburg, wuchs der kleine Riese im Ostthüringer Meuselwitz auf. Mit vier Lenzen schon war er dort am Ball, trainierte ab der E-Jugend beim VfB Leipzig und kam als BJunior zum 1. FC Lok. Bei allem Fußballeifer behielt er die Schule, das Abi im Blick, arbeitete später als Groß- und Außenhandelskaufmann: „Wusste ich denn, ob das als Profi mal was wird, ob ich mich mal schwer verletze? Ich kann jedem Jungen nur raten, nicht nur auf Fußball zu setzen.” 2006 heimgekehrt zum ZFC Meuselwitz, gelang zwei Jahre später der Sprung ins Männerteam und mit diesem gleich der Aufstieg in die Regionalliga. Nach 109 Einsätzen und zwei Toren in Liga vier kam 2012 ein Angebot vom damaligen Drittligisten Arminia Bielefeld. Riese kämpfte sich gleich im ersten Jahr in die Stammelf und hatte damit seinen Anteil daran, dass die Westfalen am Saisonende in die 2. Liga kamen. Trotzdem seine Bilanz im Folgejahr 27 Spiele und drei Tore aufweist, musste der DSC 2014 wieder runter und Philipp wechselte nach Heidenheim. „Das Jahr dort lief dann für mich nicht optimal. Nur zehn Einsätze sind nicht mein Anspruch. Bin eben keiner, der seinen Vertrag aussitzt, denn ich will spielen. So ging ich lieber nach Aue, in die 3. Liga”, beschreibt „Schorsch” seine Entscheidung vom Frühsommer 2015. Auch der kurze Weg zu Familie und Freunden in Meuselwitz kommt ihm nun zupass. Die Freundin wohnt mit ihm in Aue, im neuen Verein mit seinem fußballverrückten Umfeld fühlte er sich vom ersten Moment an wohl. Neu ist übrigens sein Spitzname: „Bisher hieß ich überall ,Flippo’, aber seit Co-Trainer Robin Lenk mal sagte, dass ihn mein Spielstil an Ronny Thielemann erinnert, sagen alle auch zu mir ,Schorsch’.” Mit drei Siegen zuletzt steigt auch bei ihm die Laune: „Die Mannschaft habe schnell zusammengefunden und die Fans feuern uns ohne Ende an. Sportdirektor und Trainer haben mir gesagt, dass sie von mir eine Führungsrolle erwarten. Diese Aufgabe reizt mich hier in Aue”, legt sich der zentrale Mittelfeldspieler die Latte selbst hoch. (OS)

Text: Olaf Seifert
Quelle: fc-erzgebirge.de